Rede auf der sleep out Aktion gegen Wohnungsnot am 29.11.12 in Düsseldorf

Guten Abend zusammen, „Wohnraum darf keine Ware sein“, dieser Satz ist in vergangener Zeit häufig gefordert und zitiert worden. Doch was verstehen wir darunter? Was kann Wohnraum sein, wenn es keine Ware ist, die gehandelt wird?

Wir – see red!, eine Düsseldorfer Gruppe der Interventionistischen Linken – verstehen darunter ganz klar ein alternatives Konzept: nämlich die Vergesellschaftung von Wohnraum! Wenn Wohnraum allen gehört, impliziert dies grundsätzlich Teilhabe und Selbstbestimmung.

Ein Beispiel: wir befinden uns in Oberbilk. In den letzten Jahren wurde das Viertel auch hier, ähnlich wie beispielsweise in Flingern, deutlich aufgewertet. Viele von uns wohnen hier, bemerken die negativen Veränderungen der Häuser und Geschäfte. Doch kennen wir im Normalfall die BesitzerInnen dieser Immobilien nicht. Sie verdienen Unsummen mit der Umgestaltung des Viertels, ohne dabei die Interessen der AnwohnerInnen auch nur ansatzweise zu berücksichtigen. Besteht die Möglichkeit nach Profitmaximierung, machen sie davon unverhohlen Gebrauch. Mit steigenden Mietpreisen bei Neuvermietungen schaffen sie neue AnwohnerInnen, die kurzfristig genau diesen Schick und Glamour wollen. Das Viertel verändert durch die geforderten Mietpreise seinen Charakter.

Nun stellen wir uns aber mal vor, der Wohnraum gehört uns, denen, die seit Jahren hier leben. Wir können als Gemeinschaft über Veränderungen in unseren Häusern und unserem Viertel bestimmen, nehmen aktiv teil an Bauvorhaben und nutzen unsere Selbstbestimmung. Dann erleben wir ganz schnell Folgendes: Viertel werden nicht durch geldgierige InvestorInnen zerstört und bei sinkendem Interesse fallen gelassen! Mieten explodieren nicht, weil wir über unseren Wohnraum bestimmen! Die Straßen haben Kindergärten, Schulen und Einkaufsläden, die wir brauchen, und keine Glamourboutiquen, die erstens kaum jemand braucht und die zweitens genauso schnell wieder weg sind, wie sie kamen. Wir sind davon überzeugt, dass Wohnen keine Frage des Geldbeutels sein darf. Wohnen ist ein Grundbedürfnis und darf nicht bei Fragen von Wohnform und Lage durch InvestorInnen bestimmt sein. Wir kennen die negativen Folgen von Mietwahnsinn, Gentrifizierung und Büroleerstand.

Wir fordern unser Recht auf Stadt ein, fordern die Gestaltung der vielen unterschiedlichen und legitimen Lebensformen und Modelle durch die AnwohnerInnen und nicht durch Staat und Markt. Und wir glauben daran, dass die Vergesellschaftung von Wohnraum die passende Antwort auf die Entmachtung der verantwortlichen AkteurInnen dieser bisher verfehlten Wohnungspolitik in ganz Düsseldorf ist!

Wir arbeiten aktiv in diesem Bündnis, um endlich eins für Düsseldorf zu schaffen: bezahlbaren Wohnraum für alle!

Danke für eure Aufmerksamkeit.

Danke für eure Aufmerksamkeit.

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