see red verlässt die IL

Zum 1.1.25 werden wir als see red! Düsseldorf die Interventionistische Linke (IL) verlassen.

Wir waren seit unserer Gründung im Jahre 2010 dort organisiert und haben uns auf allen Ebenen eingebracht. Auch heute teilen wir noch die Gründungsideen der IL und fühlen uns dem Ansatz ,intervenieren, radikalisieren, organisieren“ verbunden, denn nur so kann Gegenmacht aufgebaut und der Bruch mit dem Kapitalismus vorangetrieben werden.
Wir haben an der IL sehr hoch geschätzt, dass sie eine effektive Form war, um lokale Alltagsarbeit mit Großaktionen zu verknüpfen – wir waren als Teil der IL u.a. in Heiligendamm, Dresden, im Wendland und bei Ende Gelände, in Lützerath und bei Rheinmetall entwaffnen, beim G20 in Hamburg und beim NATO-Gipfel in Straßbourg aktiv.

Für diese Kämpfe haben wir in Kauf genommen, dass es oftmals inhaltliche Unterschiede gab, die auszuhalten uns nicht leicht fiel.
Wir standen in Opposition zu den Illusionen, die Teile der IL mit Blick auf das Institut Solidarische Moderne und eine SPD-GRÜNE-LINKE-Regierung hatten. Wir kritisierten den SYRIZA-Hype und wir waren für eine Ausweitung und Ausdehnung der Aktionsformen in der Klimagerechtigkeitsbewegung.
Doch die gemeinsam organisierten Großaktionen der IL wurden weniger, dafür wuchsen unsere inhaltlichen und organisationsinternen Differenzen mit Teilen der Gesamtorganisation. An zwei aktuelleren Beispielen transparent gemacht: Für uns war klar, dass der Krieg, der von Russland gegen die Ukraine begonnen wurde, ein Krieg zwischen zwei imperialistischen Machtblöcken ist, bei dem wir auf der Seite der Ukrainer: innen und Russ:innen stehen, die gegen das gegenseitige Abschlachten und für den Sturz der „eigenen“ Regierungen sind. Für uns war klar, dass wir auf der Seite der Israelis und Palästinenser:innen stehen, die vor und nach dem 7. Oktober sowohl gegen Antisemitismus und Islamismus als auch gegen Besatzung, Apartheid und Massenmord stehen. Und uns war klar, dass wir derzeit nicht die Kraft haben, innerhalb der IL für einen Kurswechsel der Gesamtorganisation zu streiten.

Hinzukommend hat uns die Auseinandersetzung um das Outing viel Kraft gekostet. Dabei ist in unserem Verhältnis zur IL auf beiden Seiten Vertrauen verloren gegangen und beide Seiten haben Fehler gemacht. Das hat mit zu unserer Entscheidung beigetragen, die IL zu verlassen. Dennoch wissen wir uns mit der IL darin einig, dass die Solidarität mit der Betroffenen an erster Stelle steht und dass übergriffiges Verhalten in linken Strukturen nicht geduldet werden darf.

Wir haben diesen Schritt lange und gründlich diskutiert und uns danach entschlossen, uns zukünftig zunächst lokal zu stärken und unsere Politik in unserer Heimatstadt fester zu verankern, wenngleich unser politisches Grundverständnis nach wie vor eine überregionale Arbeit auf Bundesebene beinhaltet.

Wir blicken mit Dankbarkeit zurück auf die vielen guten Momente, die wir in der IL erleben konnten und freuen uns darauf, viele IL-Genoss:innen auf der Straße und anderswo in den Kämpfen auf der gleichen Seite der Barrikade wiederzutreffen. Und wir freuen uns darauf, viele neue Genoss:innen aus anderen Gruppen kennenzulernen und mit ihnen zusammen die Kämpfe der Zeit zu bestreiten.

Die Zukunft gehört uns allen gemeinsam!

see red! Düsseldorf