Ob auf Social Media oder dem runden Geburtstag von Oma: junge Menschen sehen sich immer wieder mit Aussagen wie dieser des alternden Sängers Capino „Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute, unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun.“ konfrontiert. Für eine Generation, die wieder und wieder von Staat und Gesellschaft im Stich gelassen wurde, ist das ein Schlag ins Gesicht.
Knapp 24% der Menschen zwischen 18 und 24 leben in Armut, müssen sich mit mehreren, meist prekären Nebenjobs durchschlagen, sind zu unbezahlten Praktika gezwungen oder müssen in einer Ausbildung für einen Hungerlohn schuften. Währenddessen überlegen Politiker:innen wie man dieser abgehängten Generation den Pflichtdienst, im besten Fall an der Waffe, schmackhaft machen kann.
Die Bundeswehr stellt sich selbst als krisensicherer Arbeitgeber dar, mit vielen Vorzügen und Möglichkeiten zum Aufstieg. Dass man für diesen Karriereweg wortwörtlich über Leichen gehen muss, erscheint fast nebensächlich, wenn man sich die Werbevideos und Plakatkampagnen der Bundeswehr anschaut. Würde man “Mach was wirklich zählt!” oder “Wer gibt dir eigentlich den Glauben an dich selbst?” als Spruch in einem Glückskeks finden, so wäre wohl kaum jemand verwundert. Doch gerade diese Banalität birgt Gefahren: Der Staat versucht den Kriegsdienst, ob nun freiwillig, gezwungen oder ausgelost, als etwas völlig Normales darzustellen. Die Bundeswehr ist heute wieder präsent auf großen Musikfestivals, in Schulen und an Universitäten.
Und genau hier muss ein konsequenter Antimilitarismus ansetzen, denn die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber. Traumatisierung, Verstümmelung, psychische Abstumpfung und Tod sind nicht selten die Schicksale, mit denen aktive oder ehemalige Soldat:innen konfrontiert werden. Denn egal wie sehr die Werbekampagnen davon ablenken wollen, der Dienst an der Waffe bedeutet vor allem eines: für staatliche Interessen töten und getötet werden!
Verweigert euch gemeinsam mit uns der erstarkenden Kriegslogik. Kommt mit euren Bekannten ins Gespräch, klärt eure Kinder auf oder fragt eure Eltern nach ihren Erfahrungen mit der Wehrpflicht, seid solidarisch mit all Jenen denen bald eine Zwangsmusterung droht und falls ihr selber Betroffene seid informiert euch über das was ihr tun könnt und müsst um den Dienst zu verweigern!
Zeigen wir gemeinsam, dass Düsseldorf keinen Bock auf Wehrpflicht und Militarisierung hat. Verweigert euch mit uns der Kriegslogik, egal ob beim Gelöbnis, auf Waffenmessen oder im Alltag!
Anmerkung: Wir verwenden im Text den Begriff „Arbeitgeber“, weil er in der Alltagssprache gebräuchlich ist. Dabei ist dieser Begriff streng genommen eine Lüge, es sind die Arbeiter:innen, die ihre Arbeitskraft geben und die Konzerne, die diese nehmen. Schon Friedrich Engels schrieb dazu in der Einleitung zur dritten Auflage des „Kapitals“:
Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das „Kapital“ den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes Kauderwelsch, worin z.B. derjenige, der sich für bare Zahlung von andern ihre Arbeit geben läßt, der Arbeitgeber heißt, und Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben im Sinn von „Beschäftigung“ gebraucht. Mit Recht aber würden die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den Kapitalistendonneur de travail, und den Arbeiterreceveur de travailnennen wollte.

