Sind die europäischen NATO-Staaten zu schwach und droht deshalb ein russischer Angriff? Oder weshalb wird aufgerüstet?

Die russische Föderation verfügte im Jahr 2025 über ca. 1,32 Millionen aktive Soldaten und insgesamt etwa 3,57 Millionen militärisches Personal einschließlich Reserven und paramilitärischen Einheiten. Die Truppenstärke der europäischen NATO-Länder liegt allein bei den aktiven Soldaten bei über 3 Millionen. Die europäischen NATO-Länder sind damit Russland zahlenmäßig deutlich überlegen, auch bei vielen militärischen Ausrüstungen wie Kampfjets und Panzern. So haben die europäischen NATO-Staaten mehr als 2.000 Kampfflugzeuge im Vergleich zu rund 1.000 bei Russland und über 6.000 Panzer gegenüber etwa 2.000 russischen Panzern. Die europäischen NATO-Staaten geben auch ein Vielfaches mehr für ihre Kriegsfähigkeit aus (ca. 420 Milliarden US-Dollar gegenüber 127 Milliarden US-Dollar bei Russland) und besitzen insgesamt überlegene technologische und operative Fähigkeiten.

Ein russischer Angriff hätte bei dieser deutlichen Unterlegenheit keine Aussicht auf Erfolg, die russischen Truppen würden aufgerieben werden.

Die Aufrüstung der europäischen NATO-Staaten ist demnach nicht auf „Verteidigung“ orientiert, sondern auf eigene (Macht-)Interessen. Bereits 2016 wurden diese von Deutschland im „Weißbuch Bundeswehr“ wie folgt definiert: „Prosperität unseres Landes und Wohlstand unserer Bürgerinnen und Bürger hängen auch künftig wesentlich von der ungehinderten Nutzung globaler Informations-, Kommunikations-, Versorgungs-, Transportund Handelslinien sowie von einer gesicherten Rohstoff- und Energiezufuhr ab. Eine Unterbrechung des Zugangs zu diesen globalen öffentlichen Gütern zu Lande, zur See, in der Luft sowie im Cyber-, Informations- und Weltraum birgt erhebliche Risiken für die Funktionsfähigkeit unseres Staates und den Wohlstand unserer Bevölkerung. (…) Angesichts der Vielzahl potenzieller Ursachen und Angriffsziele muss Deutschland mit seinen Verbündeten und Partnern flexibel Elemente seines außen- und sicherheitspolitischen Instrumentariums einsetzen, um Störungen oder Blockaden vorzubeugen oder diese zu beseitigen.“

Es sei darin erinnert, dass der Präsident der NATO-Führungsmacht bereits Ansprüche auf Panama und Grönland angemeldet hat und seine Bereitschaft erklärt hat, diese auch militärisch durchzusetzen. Das ist keine US-Besonderheit, vielmehr haben demokratische europäische Staaten auch nach 1945 vielfach in anderen Ländern ihre Interessen gewaltsam durchgesetzt: 1947–1949 töteten französische Truppen schätzungsweise 30.000–90.000 Zivilist:innen in Madagaskar, 1945–1949 töteten niederländische Truppen zehntausende Zivilist:innen in Madagaskar, 1954–1962 töteten französische Truppen zehntausende Zivilist:innen in Algerien und verübten französische Polizisten in Paris ein Massaker an fast 400 pro-algerischen Demonstrant:innen. 1952–1960 töteten britische Truppen 20.000–30.000 Zivilist:innen in Kenia, 1956–1962 ermordeten französische Truppen bis zu 100000 Zivilist:innen in Kamerun. Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig.

Die Kriege der Herrschenden für ihre Machtinteressen und ihre Profite sind nicht unsere Kriege. Uns verbindet viel mehr mit den einfachen Menschen in Russland oder dem globalen Süden als mit unseren Milliardären, die von Aufrüstung und Krieg profitieren. Mit diesen Menschen in allen Ländern wollen wir uns vernetzten und für den Sturz ihrer und unserer Herrschenden zusammenarbeiten. Wenn wir aufeinander gehetzt werden und uns gegenseitig für Profitinteressen töten sollen (natürlich getarnt als Kampf für Menschenrechte, Freiheit, Demokratie oder Gott), dann stellen wir dem unsere internationale Solidarität entgegen. Bezüglich der Wehrpflicht, der Aufrüstung und der Kriegspläne heißt das hierzulande: Verweigern, desertieren, sabotieren!

see red! Düsseldorf